Die Legende der Woogsee Trolle
Einst lebte im tiefen Schwarzwald ein friedliches Völkchen. Die Leute waren gütig und klug, schützten und pflegten die Natur und auch die Tiere die da lebten. Sie kannten die Kräfte der Kräuter, Erd- und Steinarten, und besassen die Kunst, alle Wunden und Krankheiten zu heilen. Schon allerlei Heilwässerchen und Tinkturen hatten sie hergestellt um ihre und die Gesundheit der Tiere und Pflanzen zu erhalten. Gegen ihre eigene, schwere Gemütskrankheit, unter der das Völkchen zu leiden hatte, war jedoch kein Kraut gewachsen. Der Gedanke, dass jegliches Leben irgendwann ein Ende haben wird, machte das Völkchen schwermütig und unglücklich. Glücklich sein konnte nur der, der das "Ewige Leben" hatte. Danach strebten sie mit aller Macht und ihrem Wissen ein Leben lang. Jedesmal, wenn ein geliebter Mensch gestorben war, trauerten und weinten sie tagelang so erbärmlich, dass es selbst den Bergelfen, die mit dem Völkchen im tiefen Wald lebten nicht verborgen blieb. Eines Tages, als die Trauer des Völkchens wieder sehr gross war, erbarmte sich eine Elfe und sprach zu den Menschen:
"Ich will euch eure Güte und eure Liebe zu den Tieren und der Natur danken und euch ewiges Leben versprechen. Nur wenige Orte gibt es auf der Welt, an denen Fieberklee und andere seltene Kräuter wachsen. Dorthin will ich euch bringen und die Essenz des ewigen Lebens zubereiten."
Das Völkchen packte alles Hab und Gut zusammen und stieg hinab ins Tal. Die Elfe führte sie an einen schönen, klaren See, an der Gemarkung Rastatt-Rauental-Niederbühl, den WOOGSEE.
"Hier sollt ihr von nun an Leben und um das Wohl der Natur und der Tiere besorgt sein. Pfleget und schützet stets den See und seine Ufer, denn er wird von nun an euer Glück bedeuten."
Die Elfe sammelte Kräuter, entnahm Wasser aus dem See und braute daraus die Lebensessenz, die sie zum Abschluss noch mit einigen Zauberschwüren belegte. Jeder sollte nun von der Lebensessenz trinken und der Elfe einen Eid schwören. Doch zuvor richtete die Elfe noch einmal das Wort an das Völkchen:
"Wenn ihr von der Essenz getrunken habt, wird es keinen Weg zurück mehr geben. Ewig werdet ihr hier Leben müssen im Einklang mit dem Woogsee und seiner Natur. Er ist der Garant für euer Glück und eurer Zufriedenheit. Doch ich warne euch: Der Preis ist hoch, sollte der Woogsee einmal versiegen. Ein schreckliches Schicksal wird euch ereilen. Das ewige Leben werdet ihr niemals verlieren, jedoch euer Glück und eure Gestalt. In schreckliche Kreaturen werdet ihr verwandelt und in euren Herzen hat keine Liebe und keine Güte mehr Platz. Ihr wandelt umher und verbreitet Angst und schrecken. Überlegt euch gut, ob ihr dieses Wagnis aufnehmen wollt, um ewig zu leben."
Doch das Völkchen überlegte nicht lange, denn niemals waren sie dem "Ewigen Leben" so nahe wie in diesem Augenblick. Sie tranken alle von der Lebensessenz und schworen der Elfe, den Woogsee und seine Ufer zu pflegen und zu schützen. Die Elfe wünschte ihnen Glück und verschwand. Jahrhunderte lang lebte das Völkchen glücklich und zufrieden an den Ufern des Woogsees, bis sich eines Tages die Gräfin Sibylle Augusta das Landstück aneignete, das von Haueneberstein und Sandweier her bis über Favorite hinaus reichte. Ihr Vorhaben war, ein Schlösschen direkt auf dem Woogsee zu errichten. Sie ordnete an, den See trocken zu legen und Pfahlröste als Fundament für das Schloss errichten zu lassen. Als das Völkchen davon erfuhr, eilten sie zur Gräfin und baten sie gnädigst, auf dieses Landstück zu verzichten und ihnen ihren Lebensraum nicht zu zerstören. Die Gräfin Sibylle Augusta jedoch blieb hart und setzte ihr Vorhaben ohne Rücksicht auf den Woogsee und seine Kostbarkeiten, zu denen auch der alte Baumbestand und die seltene Pflanzenwelt zählte, fort. Das Völkchen hatte nie gelernt zu kämpfen und war nicht in der Lage den See und somit auch ihr Lebensglück zu verteidigen. Mit dem Austrocknen des Sees und der sterbenden Vegetation, traten auch die Veränderungen auf, die ihnen die Elfe vor vielen Jahrhunderten prophezeite. Nichts hielt sie mehr am Woogsee und seinen Ufern die es bald nicht mehr geben würde. Sie zogen sich in den tiefen, finsteren Schwarzwald zurück, aus dem sie einst als friedliches Völkchen gekommen waren. Ihre Leiber begannen sich langsam zu schrecklich aussehenden Kreaturen zu verwandeln. Sie bekamen lange Zottelhaare schrundlige Haut, aus ihren Mäulern wuchsen lange Hauer und auf den Köpfen waren teufelsähnliche Hörner zu erkennen. Mit ihren riesigen Ohren entging ihnen kein Laut. Hass und Wut vertrieb die Güte und die Liebe aus ihren Herzen und sie wurden zu boshaften und niederträchtigen Kreaturen. Noch ist die Verwandlung nicht ganz vollendet, doch die Trolle schworen Rache, noch bevor sie ihre Rückkehr in den Schwarzwald antraten:
Seit dem Jahre 2000 sind wir bereit
und kommen dann zur Fastnachtzeit
mit Geister und mit Hexenvolk
wird dann durch die Stadt getrollt.
Sadi Sado heisst unser Gruss
erzittern sollt ihr von Kopf bis Fuß.
Wir rächen uns jährlich zu dieser Zeit,
denkt stets daran und macht Euch bereit.